Rojava ist längst zu einem Symbol des Kampfes für eine linke Utopie geworden, doch zeigt sich hier auch, wie schwer der Kampf gegen autoritäre Regime und extremistische Ideologien ist. Während die Menschen in Rojava ihrer Vision einer gerechteren Gesellschaft nacheifern, werden sie von außen Ziel hybrider Kriegsführung.

Der Canton Cizire galt lange als Kornkammer Syriens, doch in dem Gebiet verbreitet sich die Trockenheit. Bereits zwischen 2006 und 2010 war ganz Syrien durch intensive und lange Dürren geprägt – ausgelöst sehr wahrscheinlich durch den menschengemachten Klimawandel. Die Wüste breitet sich weiter aus und verwandelt das Gebiet in ein schwer bewohnbares Areal.

Neben den Auswirkungen der globalen Verbrennung fossiler Energieträger haben aber auch politische Entscheidungen Einfluss auf die Bewohnbarkeit von Rojava – in den 1960er Jahren begann die türkische Regierung eine wirtschaftliche Erschließung der östlichen Türkei. Durch den Bau von Staudämmen sollten hier weite Teile bewohnbar gemacht werden. Der Atatürk-Staudamm ist als Megaprojekt besonders einflussreich auf die Gebiete rund um den Fluss Euphrat – so musste die Türkei 1987 versprechen, mindestens 500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde nach Syrien durchzulassen. Seit 2017 wird diese Menge jedoch absichtlich verringert.

Für die Gebiete nach dem Atatürk-Staudamm sind die Folgen verheerend: für die Landwirtschaft gibt es nicht genügend Wasser, Mücken vermehren sich erleichtert und verbreiten dadurch mehr Krankheiten, es gibt weniger Strom für die Haushalte; doch am allerwichtigsten: Es fehlt an Trinkwasser.

In Rojava bedeutet das vor allem eine starke Gefährdung des Gesundheitssystems. Im Vergleich zu westlichen, stark kapitalistisch geprägten Ländern, versucht man in Rojava eine Gesundheitsversorgung für alle Menschen zu etablieren – unabhängig von einem Versicherungsstatus oder Herkunft. Neben der absichtlichen Gefährdung durch Wasserknappheit spielt aber auch der Krieg eine wichtige Rolle: Mit Drohnenangriffen und Artilleriebeschuss werden zusätzlich sensible Infrastrukturen zerstört. Da die Selbstverwaltung von Rojava völkerrechtlich nicht anerkannt ist, kann es keine Klage beim Internationen Gerichtshof in Den Haag geben, um die Situation mit juristischen Mitteln zu verbessern.

Im letzten Jahr kam zu diesen Problemen noch ein Ausbruch von Cholera dazu. Auch die Gebiete um Rojava und Syrien verzeichneten nach Jahrzenten wieder erste Cholera Fälle. Die Etablierung eines fortschrittlichen, geschlechtergerechten Gesundheitssystem wird nicht nur durch geografische Schwierigkeiten, sondern durch politische Einflussnahme mit Gewalt durchbrochen. Die Ziele und Ideale, die die Menschen in Rojava aufrechterhalten, gehören verteidigt!

Von Tim