Vor einem Jahrzehnt ereignete sich eine der schlimmsten Industriekatastrophen der Geschichte – das Rana Plaza Unglück. Der Einsturz der maroden Fabrik, in der tausende Textilarbeiterinnen und -arbeiter beschäftigt waren, kostete mehr als 1.100 Menschen das Leben und verletzte Tausende mehr. Dieses tragische Ereignis rückte die prekären Arbeitsbedingungen und die mangelnde Sicherheit in Bangladeschs Textilindustrie ins Licht der Weltöffentlichkeit.

Bangladesch ist weltweit, nach China, das zweitwichtigste Produktionsland für Bekleidung. Über vier Millionen Einwohner*innen, davon 80% weibliche Beschäftigte, verdienen in der Textilindustrie ihren Lebensunterhalt, der sich auf knapp 69€ pro Monat beläuft. Dem steht der Export von Bekleidung im Wert von ca. 42 Milliarden US-Dollar entgegen.

Das Unglück von Rana Plaza steht als ein Beispiel für die unsichtbaren Opfer unserer globalisierten Wirtschaft. Um Kosten zu senken und Gewinne zu maximieren, werden Arbeitnehmerrechte oft missachtet. Die Bedingungen in Bangladeschs Textilbranche sind nach wie vor beunruhigend. 12- bis 16-Stunden Schichten, unzureichende Löhne und fehlende Sicherheitsvorkehrungen sind weiterhin allgegenwärtig, die Arbeitsbedingungen haben sich teilweise verschlechtert.

Frauen und Kinder sind besonders gefährdet und oft der schlimmsten Ausbeutung ausgesetzt. Zwar ist die Kinderarbeit unter 14 Jahren verboten, aufgrund der milden Strafen lassen sich die Fabrikbesitzer jedoch nicht davon abhalten, Kinder zu beschäftigen. Frauen in der Textilbranche leisten pro Monat bis zu 100 Überstunden, um überleben zu können. Gleichzeitig sind sie vor Belästigung am Arbeitsplatz nicht geschützt.

Wollen sich die Beschäftigten organisieren gibt es vier Gewerkschaften, die sich für die Arbeitnehmer*innenrechte einsetzen und um höhere Löhne und bessere Bedingungen kämpfen. Ein paar Erfolge, die von der National Garment Workers Federation (NGWF) mitinitiiert wurden, konnten dabei schon erreicht werden. So geht es beispielsweise um ein Gebäude- und Brandschutzabkommen und die Einführung eines freien Tages in der Woche.

Jedoch gibt es auch Schattenseiten des Arbeitskampfes. Gewerkschafteri*nnen werden schikaniert, festgehalten oder angegriffen. Das Arbeitsgesetz in Bangladesch deckt zwar die Mitgliedschaft in Gewerkschaften, trotzdem kommt es bei Streiks zu Zusammenstößen mit der Polizei und mitunter zu Folterungen und Tötungen. Die Unterdrückung und die Ausbeutung der Arbeiteri*nnen in Bangladesch ist gezeichnet durch eine Gewalt, die es den Menschen schwer macht, sich aus dieser Spirale zu befreien.

Von Tim