Antrag an den Ausschuss für Kultur und Wissenschaft am 21.11.23

In Göttingen werden immer noch Kriegsverbrecher geehrt.
Das sollte geändert werden.

  1. Das koloniale Denkmal am Friedländer Weg, das an das 2. Kurhessische Regiment
    Nr.82 erinnert, sollte in ein Denkmal an die Hereros, die Opfer des deutschen Koloni-
    alismus und des Völkermordes umgestaltet werden. 2021 hat die deutsche Regierung
    den Völkermord an Herero und Nama anerkannt, sich entschuldigt und will 1,1 Mrd.
    Euro Wiederaufbauhilfe leisten. 100.000 Menschen wurden von 1904 bis 1908 in der
    damaligen deutschen Kolonie, dem heutigen Namibia, von deutschen Soldaten er-
    mordet oder starben in Konzentrationslagern. Es gab auch Kritik an der Vereinba-
    rung. Leider sind die Verhandlungen nicht direkt mit den Vertretern der Herero und
    Nama geführt worden, sondern mit der Namibischen Regierung. Die SPD und das
    Zentrum hatten ein Nachtragshaushalt Gelder für den Kolonialkrieg 1906 nicht bewil-
    ligt. Kaiser Wilhelm II. hat deshalb das Parlament aufgelöst und es kam zu Neuwah-
    len.
  2. Der Kaiser Wilhelm Park sollte auch umbenannt werden, z.B. in Grönemeyer Park.
    Herbert Grönemeyer wurde in Göttingen geboren und könnte das nächste Musik Fes-
    tival eröffnen. Grönemeyer hat sich bereits mehrfach politisch engagiert z.B. gegen
    Fremdenfeindlichkeit wie 1993 beim Konzert „Heute die, morgen du“.
  3. Die Herbert-Quandt-Straße sollte umbenannt werden. Der Nationalsozialist war Mit-
    glied der NSDAP und Industrieller. Er hat im Nationalsozialismus 50.000 Zwangsarbei-
    ter unter anderem in Hannover ausgebeutet. Nur weil die Dokumente nicht vorlagen,
    ist Quandt in den Nürnberger Prozessen nicht angeklagt worden.
  4. Die Gedenktafel an Robert Oppenheimer sollte ergänzt werden. Oppenheimer hat
    das Manhattan-Projekt geleitet, das zum Abwurf von den Atombomben auf Hiros-
    hima und Nagasaki geführt hat. Es gab über 100.000 japanische Opfer. Oppenheimer
    hat eine Petition seiner Kollegen abgelehnt, die Japaner vor der Atombombe zu war-
    nen. Schon als Student hat er in Cambridge versucht, seinen Dozenten aus Neid mit
    einem Apfel zu vergiften und seinen Freund aus Neid auf seine Hochzeit mit einem
    Gürtel zu erwürgen. Schon in den 20er Jahren war das Leben anderer Menschen für
    Oppenheimer keine rote Linie. Außerdem hat er seinen Kollegen Chevelier zu Un-
    recht verraten. Chevelier hat deshalb zu Unrecht seine Anstellung an einer US-Uni-
    versität verloren. Der Jude und Journalist Robert Jungk bezeichnete deshalb Oppen-
    heimer „als größte Enttäuschung“.
  5. Otto Hahn und Walter Nernst waren im 1. Weltkrieg an der Entwicklung von Chemie-
    waffen beteiligt. Hahn hat den Versuch an der Westfront bei Ypern mit Chlorgas per-
    sönlich überwacht. Allein an der Westfront gab es 18.000 Opfer. Die städtische Otto-
    Hahn- Schule sollte umbenannt werden. Zum Beispiel in Robert-Jungk-Schule. Robert
    Jungk war Journalist und Zukunftsforscher. Er hat die an der Atombombenforschung
    beteiligten Wissenschaftler befragt und seine Erkenntnisse in seinem Buch „Heller als
    Tausend Sonnen“ veröffentlicht. Jungk hat die Methode der Zukunftswerkstatt erfun-
    den. Es gibt eine Kritik-Phase, eine Utopie-Phase und eine Umsetzungsphase. Die Zu-
    kunftsplanung hat schon begonnen.
  6. Werner Heisenberg hat das deutsche Atombombenprojekt geplant und geleitet.
    Speer wollte die Atombombe über London einsetzten. Es hätte 100.000 Opfer in der
    Londoner Zivilbevölkerung geben können. Der Werner von Heisenberg-Platz sollte
    umbenannt werden. Stattdessen sollte zu Beispiel die Christin und Wissenschaftlerin
    Hildegard Schaeder (1902-1984) geehrt werden. Sie lebte von 1948 bis 1962 in Göt-
    tingen. Im Nationalsozialismus gehörte sie der Bekennenden Kirche an. Sie hat Juden
    mit Nahrung und Kleidung versorgt, Verstecke organisiert und bei der Flucht gehol-
    fen. Sie ist dafür 2002 von der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Israel als „Ge-
    rechte unter den Völkern“ ausgezeichnet worden. 1943 ist sie wegen „Begünstigung
    flüchtiger Juden“ von der Gestapo verhaftet worden und ins Frauen-KZ Ravensbrück
    gebracht worden. Die Sowjetarmee hat das KZ Ravensbrück befreit.
  7. Die Otto Frey Brücke sollte umbenannt werden. Frey war Stadtbaudirektor und orga-
    nisierte 1942 persönlich beim Heeresbauamt sowjetische Kriegsgefangene für
    Zwangsarbeit als Ersatz für 19 deportierte Juden. Stattdessen könnte Hedwig Gerke
    geehrt werden. Sie gehörte dem Bund „Gemeinschaft für sozialistisches Leben“ an.
    Der Bund organisierte Hilfe für Juden, versteckten diese und halfen bei der weiteren
    Flucht. Sie war auch bei den Kassler Naturfreunden aktiv. Sie starb im Februar 1998
    in Göttingen. Sie wurde auch als Gerechte unter den Völkern geehrt.

Von Tim