Die Notwendigkeit der Sanierung des Otfried‐Müller‐Hauses ist schon lange bekannt. Seit vier Jahren kann das Junge Theater an diesem Standort nicht mehr arbeiten und ist vorübergehend in die ehemalige Voigt‐Schule an der Bürgerstraße gezogen. Der Rückzug in das immer noch sanierungsbedürftige Haus war für 2021 geplant. Doch jetzt, 2 Jahre nach diesem Termin, müssen die Planungen neugestartet werden. Für die Sanierung des Otfried‐ Müller‐Hauses hatte der Bund 2016 Gelder in Höhe von 3 Millionen Euro zur Unterstützung bewilligt, die seitens der Stadtverwaltung bisher sicher gewesen wären. Trotz Warnungen, dass diese Fördergelder bei weiterer Verzögerung in Gefahr seien, stehen wir als Stadt nun ohne diese Unterstützung allein da.

Nicht nur, dass die Sanierung ohne die 3 Millionen Euro Förderung auskommen muss, die Kosten haben sich seit den ersten Berechnungen in 2016 drastisch erhöht. Anstatt der veranschlagten 6 Millionen Euro, von denen die Stadt damals nur die Hälfte hätte zahlen müssen, stehen wir jetzt aufgrund gestiegener Preise und der massiven Verzögerung des Projektes vor Kosten von 20 Millionen Euro. Wir fordern, dass die Stadtverwaltung alle erforderlichen Schritte unternimmt, um alternative Finanzierungsmöglichkeiten für das Otfried‐Müller‐Haus zu prüfen und sicherzustellen, dass wichtige Kulturzentren wie das Junge Theater so schnell wie möglich wieder in ihr Stammhaus zurückkehren können. Die Kulturszene hat aufgrund der Pandemie bereits massiv gelitten. Für das Deutsche Theater und das Junge Theater kommen die Probleme des Sanierungsstaus seitens der Stadt noch dazu. Es braucht jetzt verlässliche Zusagen, eine transparente Aufarbeitung und vor allem einen noch stärkeren Willen, dass Kulturförderung von der Stadt Göttingen ernst genommen wird.

„Es ist inakzeptabel, dass Fördermittel, die für wichtige kulturelle Projekte wie das Otfried- Müller-Haus bestimmt waren, aufgrund von Versäumnissen oder mangelnder Sorgfalt verloren gehen. Dieser Vorfall zeigt eine klare Missachtung der Bedeutung von alternativen Kultur- und Begegnungsstätten für die Vielfalt und das soziale Gefüge unserer Stadt.“, so der Fraktionsvorsitzende der Göttinger Linke Ratsfraktion Jost Leßmann.

Von Redaktion